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Erinnerungen zur Stiftungsgründung

Wie war das mit der Stiftungsgründung 2009?


Wie war das eigentlich mit der Stiftungsgründung?
Ganz persönlich erzählt von Jean-Dominique Risch, Juli 2024

Um dies zu erzählen und zu dokumentieren habe ich mich anlässlich der Vorbereitung auf den 15. Gründungstag (2024) der Stiftung noch einmal mit meinen eigenen Aufzeichnungen, mit Kalendereinträgen, Protokollen des Präventionsrates der Stadt Oestrich-Winkel und des Deutschen Kinderschutzbund Rheingau e.V., mit Briefen, E-Mails und Notizen etc. aus den Jahren 2006 bis 2009 beschäftigt:

So begebe ich mich zunächst zurück in das Jahr 2006. Ich bin seinerzeit Vorsitzender des Vorstandes des Deutschen Kinderschutzbund Rheingau e.V. gewesen und hatte gerade angefangen, mich mehr mit dem Thema „Kinderarmut“ zu beschäftigen. Auslöser hierzu ist ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Gemeindecaritas im Rheingau gewesen. Ich hatte mich damals ziemlich naiv geäußert, dass es bei dem Thema „Kinderarmut in Deutschland“ ja nicht darum ginge, dass Kinder nichts zu essen bekämen, worauf mir die Mitarbeiterin der Caritas entgegnete: „Das stimmt nicht. Montags wird in deutschen Kindertagesstätten am meisten gegessen!“ Ein folgenschwerer Satz, für den ich bis heute sehr dankbar bin. Die Vorstellung, dass Kinder mitten unter uns montags ausgehungert aus dem Wochenende in die KiTa kommen, fand ich ganz fürchterlich – kaum erträglich. Das Thema sollte mich fortan beschäftigen.

Und doch dauerte es bis zu Beginn des Jahres 2008, bis ich im Präventionsrat der Stadt Oestrich-Winkel das Thema vortragen konnte und initiiert habe, dass sich eine „Arbeitsgruppe Kinderarmut“ mit diesem Thema beschäftigt. TeilnehmerInnen sind u.a. VertreterInnen der Kindertagesstätten, Schulen und der Kirchen in Oestrich-Winkel gewesen. Uns allen war klar, dass wir helfen wollten und auch, dass wir im geschlossenen Stadtverband Oestrich-Winkel oder in der Region Rheingau helfen konnten. Nach einem halben Jahr Beratung ging aus dieser Arbeitsgruppe im November 2008 die „Kampagne Zukunft schenken“ an den Start. Auftakt bildete eine Veranstaltung im Bürgerzentrum in Oestrich, bei der der Bürgermeister der Stadt Oestrich-Winkel, Paul Weimann, die Sozialdezernentin des Rheingau-Taunus-Kreises Monika Merkert und die Direktorin der Caritas Wiesbaden Rheingau, Taunus, Barbara Handtke sprachen. Auch ich selbst ergriff damals das Wort und habe die Idee der Kampagne erläutert.

Da der Präventionsrat sich gegen Ende 2008 und beim Start der Kampagne absehbar in Auflösung befand, stand die Frage im Raum, wie es weitergehen würde. Ich hatte damals spontan angeboten, dass der Deutsche Kinderschutzbund Rheingau die Kampagne weiter organisieren könnte (eine Entscheidung, für die ich von meinem Vereinsvorstand damals einen ordentlichen Rüffel bekommen hatte, da ich die Entscheidung alleine getroffen, sprich: nicht mit ihm abgesprochen hatte).

Da war sie also nun, die „Kampagne Zukunft schenken“. Wie aber sollte es weitergehen? Der Präventionsrat befand sich – wie erwähnt – absehbar in Auflösung und ich selbst sollte schon bald regulär aus dem Amt des 1. Vorsitzenden des Deutschen Kinderschutzbund Rheingau ausscheiden. Die Idee, aus „Zukunft schenken“ heraus, für sozial benachteiligte Kinder im Rheingau Unterstützung und Hilfe zu organisieren, beschäftigte mich also weiter. Der Kampagnenstart im November 2008 war ja nur ein Auftakt gewesen. Jetzt musste diese Kampagne mit Leben gefüllt werden. Es galt also, die Dinge weiterzudenken und die Kampagne weiterzuentwickeln. „Zukunft schenken“ war in seiner Idee, vor allem mit seinem erwartbaren Mehrwert für sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien so unglaublich wertvoll – zu wertvoll, um früher oder später vielleicht irgendwo zu „versanden“.

Wie also konnte es weitergehen? Vielmehr noch: Wie sollte es weitergehen? In diese Überlegungen hinein, fiel dann im Gespräch der folgenschwere Satz meiner Frau: „Dann gründe doch eine Stiftung!“

Eine Stiftung zu gründen aber schien mir – so meine erste Reaktion – etwas für reiche Leute zu sein und nichts, was mir selbst möglich war oder was ich mir selbst gar zutraute. Ja, ich hatte schon an so vielem gearbeitet oder daran mitgewirkt. Zuletzt hatte ich für den hessischen Teil des Bistums Limburg und später für Wiesbaden den Verein donum vitae e.V. mitgegründet und viele Jahre den Verein und die Beratungsstelle für schwangere Frauen und schwangere Frauen in einer Konfliktsituation mit aufgebaut. Aber eine Stiftung? So brauchte es denn wieder meine Frau, die mich daran erinnerte, was mein Kapital ist – nämlich Ideen zu gestalten, Menschen dafür zu begeistern und mitzunehmen. Das überzeugte mich. Nun gut, dann sollte es diesmal also eine Stiftung sein. Warum aber eigentlich eine Stiftung? Googeln war angesagt.

Zum Glück fand ich beim Bundesverband Deutscher Stiftungen, dem die Stiftung „Zukunft schenken!“ später als Mitglied beitreten sollte, sehr ausführliche Informationen und auch einen Leitfaden zur Errichtung einer Stiftung. Hier konnte ich mich intensiv einlesen. Völliges Neuland. Was ich aber las, das gefiel mir sehr gut. Das Projekt „Zukunft schenken“ in eine Stiftung zu überführen, schien mir eine gute, ja sogar die beste Lösung zu sein, denn auf diese Weise wäre ein unabhängiger Fortbestand gesichert. Eine Stiftung nämlich gehört niemandem – außer sich selbst. Der Gedanke zudem, dass diese Stiftung „Zukunft schenken“ einmal unabhängig von Spenden sein und nur aus den Erträgen ihres Stiftungsvermögens schöpfend, Hilfe für Kinder im Rheingau leisten könnte, das begeisterte mich.

Bis diese Stiftung allerdings aus einem „reichen Stiftungsvermögen“ würde schöpfen können, soviel war mir natürlich klar, würden wir einen sehr langen und beschwerlichen Weg beschreiten müssen. Ich konnte damals nicht ahnen, wie viele Menschen „Zukunft schenken“ und meine Arbeit als Zustifterinnen und Zustifter unterstützen würden.

Die Idee meiner Frau im Kopf, traf ich mich bereits wenige Tage später, Anfang Januar 2009, mit dem damaligen Regionalmarktleiter der Naspa, Matthias Föhr, in Rüdesheim, um ihm unseren inneren Entschluss vorzutragen und die Dinge mit ihm zu erörtern. Von ihm habe ich schließlich den wertvollen Hinweis auf das Thema „Treuhandstiftung“ erhalten. Ich denke, dies war dann auch der Augenblick, in dem aus einem „inneren Entschluss“ eine „Entscheidung“ wurde. Und diese Entscheidung galt es nun zunächst gegenüber meinem Vorstand beim Deutschen Kinderschutzbund Rheingau e.V. zu kommunizieren, was ich schließlich Ende Januar 2009 tat. Mir war bewusst, dass dies – obwohl der Verein selbst zu der Kampagne gleichsam wie die Jungfrau zum Kinde gekommen war – zu Enttäuschungen führen würde. Tatsächlich unternahm der Vorstand denn auch einige Anstrengungen, um die Kampagne bei sich zu halten, bis er schließlich im April 2009 entschied, eigene Interessen zugunsten des Stiftungsprojektes zurückzustellen.

Zuvor aber – Mitte Januar 2009 – hatte die Stadt Oestrich-Winkel zum alljährlichen Neujahrsempfang geladen. Dort hatte ich die Möglichkeit, Vertreter der Institutionen, Banken und Kommunen zu treffen, Gelegenheit also, das Thema „Stiftungsgründung“ bei den (wie ich meinte) richtigen Leuten anzusprechen und um Unterstützung zu werben. Um es kurz zu machen, die Ernüchterung am Ende des Abends war groß. Im Grunde riet man mir von einem solchen Unterfangen ab. Entweder, da es eine Nummer zu groß für mich sei oder weil es der Rheingau nicht brauche, wie behauptet wurde, und überhaupt sei so etwas nur sehr schwer umsetzbar, da die Anforderungen an das einzubringende Stiftungskapital zu groß seien, so die Reaktionen und Antworten.

Die Entscheidung aber war ja längst getroffen und so ging es also Anfang Februar 2009 vor allem darum, einen Treuhänder zu finden, der bereit wäre, das Stiftungsprojekt unter sein Dach zu nehmen. Der Zufall sollte uns in die Hände spielen. Das Stiftungsprojekt hatte sich inzwischen herumgesprochen und wir bekamen den Tipp, dass sich in Winkel (nur wenige Straßen von uns entfernt) das Büro eines Unternehmens für „Stiftungsberatung und Stiftungsmanagement“ befand. Tatsächlich konnten wir bei „Profundus“ schon wenige Tage später vorsprechen und fanden in den beiden Inhabern engagierte Förderer unserer Stiftungsidee. Wir erhielten die Zusage, dass sie die zu gründende Stiftung als Treuhänder unter ihr Dach nehmen und darüber hinaus „pro bono“ – also: unentgeltlich – für das Stiftungs-projekt arbeiten wollten. Wir konnten es kaum fassen. Unsere Freude war riesengroß.

Wenn ich heute – nach 15 Jahren – die Ereignisse Revue passieren lasse, so staune ich über die große Energie und das enorme Tempo, mit dem ich zusammen mit meiner Frau seinerzeit die Dinge in die Hand genommen habe.

Inzwischen befinden wir uns im Februar 2009. Die Entscheidung zur Stiftungsgründung war getroffen, es sollte zunächst also eine Treuhandstiftung sein und auch der Treuhänder war bereits gefunden. Die eigentliche Arbeit aber begann erst. Um sicherzustellen, dass das Projekt von außen nicht gefährdet würde, stellte ich Anfang Februar 2009 einen Antrag beim Deutschen Marken- und Patentamt (DMPA) in München auf Schutz der Wortmarke „Zukunft schenken“. Während der Prüfung, die einige Monate dauern sollte, das wusste ich, würde „Zukunft schenken“ geschützt sein. Ich wusste aber auch, dass mein Antrag würde abgelehnt werden. Es ging tatsächlich aber darum, Zeit zu gewinnen und ich wollte sicher gehen, dass von keiner Seite (weitere) Ansprüche geltend gemacht werden konnten. Dafür nahm ich damals auch die sehr hohe Gebühr des DMPA in Kauf.

Die Stiftung befand sich ab Februar 2009 nun ganz offiziell „in Gründung“. Nachdem ich bereits die Bürgermeister im Rheingau über das Stiftungsprojekt informiert hatte, ebenso die Vorstandsvorsitzenden der beiden großen Banken im Rheingau, informierte ich auch die regionale Presse. Am 17. Februar 2009 berichtete als erster der Wiesbadener Kurier über die geplante Stiftungsgründung. Am 23. März 2009 beschäftigte sich denn auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einer kurzen Notiz mit dem Thema.

Februar, März, April 2009 waren dann sehr arbeitsreiche Wochen. Mit den beiden Geschäftsführern unseres zukünftigen Treuhänders hatten wir vereinbart, dass die Errichtung der Stiftung mit einem Stiftungskapital in Höhe von mindestens 5.000 €uro starten sollte. So hatte ich mich also aufgemacht, (neben meinem eigenen finanziellen Beitrag) um Zustifterinnen und Zustifter zu werben. Schon bald stießen vor allem jahrelange Wegbegleiter, Freunde und Bekannte dazu, aber auch Menschen, die meine Arbeit in den vergangenen Jahren aus dem Abstand heraus verfolgt hatten und bei diesem „Projekt“ nun mit dabei sein wollten. Tatsächlich habe ich in diesen Wochen viel Wertschätzung erfahren dürfen.

Eine Sache aber galt es nun vor allem zu tun. Eine Satzung musste her, um die Voraus-setzungen für die angestrebte Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt in Wiesbaden zu erfüllen. Erneut war Arbeit angesagt. Reine Fleißarbeit, dachte ich. Da Stiftungssatzungen aber – quasi in Stein gemeißelt – nach ihrer Anerkennung zumeist (anders als Vereinssatzungen) nicht geändert werden können, musste jedes Wort wohl überlegt und jeder Satz klug formuliert werden. Nun, auch in dieser Frage aber bekamen wir eine Hand gereicht und erhielten das Angebot einer Fachanwältin aus Frankfurt, die unser Stiftungsprojekt gerne und entgegenkommend unterstützen wollte. Mit ihr traf ich mich schließlich im April 2009, um meinen Satzungsentwurf zu diskutieren.

Die Wochen bis dahin nutzten meine Frau und ich und machten uns wochenends auf in den Rheingau, um mit einem kleinen Stand in Geschäftsstraßen, bei öffentlichen Festen oder Veranstaltungen im Rheingau auf das Stiftungs-projekt aufmerksam zu machen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und um Förderer zu werben.

Anstrengende, aber spannende Wochen also. An was mussten wir denken? Hatten wir etwas vergessen? Was war noch zu tun? Wen wollten wir und wen mussten wir informieren? Wen konnten, wenn sollten und wen wollten wir mit ins Boot holen? Fragen, Fragen, Fragen … und überhaupt: Wie sollte die neue Stiftung schließlich heißen?

In der letzten Phase, wenige Wochen vor der eigentlichen Errichtung der Stiftung, ging es nun nämlich nicht mehr allein darum, formale Voraussetzungen zu erfüllen. Ich hatte mich vor allem auch damit zu beschäftigen, was ich selbst wollte. Nach bald 20 Jahren u.a. in kirchlicher Gemeinde- und Gremienarbeit, Mitarbeit in Vereinen, Arbeitsgruppen und Ausschüssen aber wusste ich zunächst vor allem, was ich nicht wollte. Auch das konnte ich nun in die neue Stiftungssatzung einbringen.

„Es ist unser Wunsch und unsere Hoffnung, dass einmal kein Kind mehr im Rheingau von Armut betroffen und dadurch in seinen Zukunftschancen benachteiligt sein muss. Wir wollen uns heute von Armut betroffenen Kindern im Rheingau und damit Kindern mitten unter uns aktiv zuwenden, um ihnen in Erfüllung des Stiftungszweckes ihre Lebensperspektive zu verbessern – „Zukunft zu schenken“. Es ist uns ein Anliegen, mit dieser Stiftung ein Zeichen gelebter christlicher Nächstenliebe zu setzen; wir verbinden dies mit der Hoffnung, dass sich die Menschen im Rheingau für benachteiligte Kinder in ihrer unmittelbaren Nähe interessieren, sich mit ihnen solidarisieren und schließlich persönlich für sie engagieren.“ (Präambel der Stiftungssatzung)

Nun, dass es um Kinder gehen würde, war selbstredend. Seit ich im Rheingau lebe, kümmere ich mich auf vielseitige Weise und insbesondere um Kinder. Sie liegen mir am Herzen und machen mein Leben froh. Außerdem findet sich in der Präambel der Stiftungssatzung auch ein klares Bekenntnis zur „christlichen Nächstenliebe“. Vielmehr aber als ein bloßes Bekenntnis, findet sich diese als klare Forderung.

„Wer sich von Barmherzigkeit ernährt, der hat ein kaltes Mittagessen und kein Abendbrot“, so sagt ein schottisches Sprichwort. Und tatsächlich ist es zu wenig, Barmherzigkeit für den Anderen nur zu empfinden – hiervon wird der Andere nicht satt. Ich meine: Wirkliche Barmherzigkeit – sprich: Nächstenliebe – sucht das Leid des Anderen/des Nächsten zu lindern! Es kann uns eben nicht genügen, Kindern, die von Armut betroffen sind, nur mitleidig zu begegnen. Und so darf sich Nächstenliebe auch nicht in Worten – Mahnungen, Erinnerungen, Forderungen (also in bloßem Lobbyismus) – erschöpfen. Sie muss gelebt werden und muss für den Nächsten – für Kinder – auch erfahrbar sein. Hieraus ergibt sich, dass betroffenen Kindern aus der Arbeit der Stiftung jeweils immer ein unmittelbarer Mehrwert entstehen muss.

Bereits in der Präambel schreibe ich außerdem in der „Wir“-Form. Auch „Zukunft schenken!“ sollte – wie zumeist alles, was ich bisher im Rheingau auf die Beine gestellt hatte – ein Gemeinschaftsprojekt werden. Tatsächlich sollten in den nächsten Jahren hunderte Zustifterinnen und Zustifter und unzählige Spenderinnen und Spender als Förderer dazustoßen. So geschah denn auch alles Gute, das im Namen der Stiftung je getan wurde, immer auch im Namen dieser Förderinnen und Förderer.

Und doch habe ich mich 2009 entschlossen, der Stiftung meinen eigenen Namen zwar nicht zu geben, ihn ihr aber doch hinten anzufügen. Dieser Entschluss, den ich im Mai 2009 mit meiner Familie, mit Freunden und den beiden Treuhändern beraten habe, wurde von zwei Überlegungen getragen. Zum einen wollte ich der Stiftung gerne ein Gesicht geben, sie identifizierbar machen. Die Arbeit der Stiftung sollte später persönlich und nicht etwa anonym stattfinden.

Durch meine vielseitigen Aktivitäten seit 1990 hatte ich mir im Rheingau – völlig wertfrei ausgedrückt – ja bereits einen „Namen“ gemacht. Die einen mochten mich, die anderen nicht. In jedem Fall aber war ich kein Unbekannter mehr. Dies konnte, so waren wir uns alle damals einig, der neuen Stiftung hilfreich und förderlich sein.

Zum anderen verband die Stiftung und mich dasselbe Anliegen. Nur hatte aber nicht ich das Anliegen der Stiftung übernommen, sondern die Stiftung würde mein ganz persönliches Anliegen – mein persönliches Lebenswerk bis dato – in sich verkörpern.

Der Name der Stiftung sollte also „Zukunft schenken! Jean-Dominique Risch“ heißen. Hier kam dann auch das die beiden Teile im Stiftungsnamen trennende „!“ hinzu.

Aus dem Abstand betrachtet und mit Blick auf das von uns als Familie Risch in den vergangenen 15 Jahren Geleistete und Erbrachte, hätte ich zusammen mit meinem Namen wohl auch den Namen meiner Frau „Tanja“ anfügen sollen. Das bedaure ich heute. Wir konnten damals jedoch nicht ahnen, in welchem Maße unser Engagement weit über administrative Aufgaben hinaus gehen und mit wieviel persönlichem Verzicht dies für unsere Familie über Jahre verbunden sein sollte.

Wir befinden uns also im April/Mai 2009. Ich saß in diesen Tagen über der Stiftungssatzung und machte mir Gedanken über die Ausformulierung des Stiftungszweckes, darüber, welche Organe die Stiftung haben sollte, wer welche Aufgaben wie zu erfüllen hatte und wie die Zusammenarbeit geschehen sollte. Das meiste war sehr schnell formuliert. Ich war froh und schließlich sehr dankbar, dass ich meinen Satzungsentwurf mit einer Rechtsanwältin aus Frankfurt erörtern und beraten konnte, sodass wir bald – so denke ich immer noch – eine kluge Stiftungssatzung auf dem Tisch hatten, die ich zur Vorprüfung an das zuständige Finanzamt in Wiesbaden schickte.

Wie bereits geschrieben, fanden sich auch die ersten Förderinnen und Förderer ein, die uns ihre Unterstützung als Zustifterinnen und Zustifter verbindlich zusagten. Ende Mai 2009 hatten wir das zu erbringende Startkapital von rund 5.000 €uro zusammen. Inzwischen hatte uns außerdem auf Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch eine Förderzusage der Nassauischen Sparkasse / Naspa erreicht, die uns nach Gründung der Stiftung eine Spende in Höhe von 2.000 €uro avisierte, sofern die Anerkennung der Gemeinnützigkeit bis Weihnachten desselben Jahres erfolgt sei. Wow, das war großartig, denn eine solche Spende bedeutete für uns, dass wir unmittelbar nach Errichtung der Stiftung und Anerkennung der Gemeinnützigkeit würden loslegen und selbst fördern können. Nachdem ich zuvor den Treuhandvertrag unterzeichnet hatte, eröffneten unsere Treuhänder im Mai schließlich Konten für die Stiftung. Wir befanden uns spürbar auf der Zielgeraden.

Schließlich war nur noch zu klären, wer das „Wir“ der Stiftung sein sollte, diesmal bezogen auf den Stiftungsvorstand. Satzungsgemäß sollte dieser Vorstand aus drei ehrenamtlichen Mitgliedern bestehen. Es war keine Frage, dass meine Frau und ich hier Verantwortung übernehmen wollten. Wer aber sollte der oder die 3. Person sein. Mit Elvira Mehrlein, mit der uns bis dahin bereits eine bald 20jährige Freundschaft verband, hatten wir sehr bald die Dritte im Bunde gefunden. Uns ist es in all den Jahren gut gelungen, gemeinsam zu entscheiden und mit Freude zu gestalten.

Und dann kam endlich der ersehnte 1. Juli 2009, den ich als Gründungdatum festgesetzt hatte. Ich hatte in den Tagen zuvor feinsäuberlich alle Unterlagen zusammen-gestellt: Im sog. „Stiftungsgeschäft“ bekundete ich meinen Willen, die Stiftung zu errichten, nannte den Stiftungszweck, die Treuhänder, die Höhe des Stiftungsvermögens und berief den 1. Vorstand der Stiftung. Zu den Unterlagen gehörte außerdem die Stiftungssatzung, eine Kopie des Treuhandvertrages, Ausdrucke der Banken über Kontoumsätze und Kontostände, die Bestätigungen der 45 Einzelpersonen und 4 Vereinigungen bzw. Unternehmen über ihre Absicht Zustifterinnen und Zustifter zu sein sowie das Einverständnis der beiden berufenen Stiftungsvorstände, das Amt anzunehmen.

Da uns Familie Münster, die „Druckerei Münster“ / Münster druck design in Winkel zuvor Briefpapier gestaltet und gestiftet hatte, konnte ich meinem Anschreiben an das Finanzamt in Wiesbaden, in dessen Hände ich die Stiftungsgründung nun legte, auch einen sehr würdigen Rahmen verleihen. Ja, ich war in getragener und feierlicher Stimmung.

Nach einer kurzen Nacht auf den 1. Juli 2009, ich hatte den Umschlag wieder und wieder geöffnet und alle Unterlagen geprüft, machte ich mich also am 1. Juli, einem Mittwoch, auf den Weg nach Wiesbaden. So etwas Besonderes konnte ich schließlich nicht einfach mit der Post verschicken, dies schien mir nicht der richtige Rahmen zu sein. Mit den zuständigen Mitarbeiterinnen beim Finanzamt war ich in den Wochen zuvor ja schon in Kontakt getreten. Ich wollte ihnen die Unterlagen und Dokumente ganz feierlich und persönlich übergeben. Um es kurz zu machen: Ich war schon sehr bald wieder zurück im Rheingau und das ziemlich geknickt. Weiter als bis zum Pförtner war ich nicht gekommen. Er hatte sich gelangweilt nach dem Namen der Stiftung erkundigt, sprach „Ah, Z wie Zukunft“ und legte den Umschlag in irgendein furchtbar dunkles Fach eines großen Regales. Das war’s.

Nun begann das bange Warten, was für mich die eigentliche Herausforderung bedeutete und das härteste Stück Arbeit war. Denn wer mich kennt, der weiß, ich liebe es nicht zu warten. Es ist mir an sich schon ein Graus. Und: Solch‘ eine Prüfung der Gemeinnützigkeit, darum ging es nun, konnte schon mal ein paar Monate dauern. Zudem war Sommerzeit, die Ferien standen kurz bevor. Es war furchtbar.

Die rettende Erlösung aber ereilte mich dann viel früher, als ich zu hoffen gewagt hatte. Für den 1. August 2009 hatte ich abends Freunde eingeladen, um mit ihnen meinen 40. Geburtstag (wenige Tage zuvor) zu feiern. An diesem Tag erreichte die Stiftung der allererste Brief überhaupt. Absender des dünnen Briefchens war das Finanzamt Wiesbaden. In kühlem Amtsdeutsch informierte mich das Schreiben mit allgemeiner Anrede und ohne Unterschrift über die Zuteilung einer Steuernummer. Eine tonnenschwere Last fiel von mir. Es war geschafft. Nach nur vier Wochen war die Stiftung als gemeinnützig anerkannt.

Die Stiftung Zukunft schenken! Jean-Dominique Risch war gegründet.

Wenige Tage später erreichte uns dann auch der formale Bescheid und kurz danach auch die Spende der Nassauischen Sparkasse / Naspa.

Und so begannen wir bereits im August 2009 unmittelbar mit unserer Arbeit im Rheingau. Mehr als 245.000 €uro Fördermittel konnten wir seither (Stand: September 2024) im Sinne des Stiftungszweckes ausschütten. Die Stiftung hat sich heute als DIE KINDERHILFESTIFTUNG IM RHEINGAU etabliert. Inzwischen (Stand: September 2024) schöpfen wir aus einem Stiftungsvermögen von 860.000 €uro und können aus den Erträgen unglaublich viel Gutes im Rheingau tun.

Bereits anderthalb Jahre später – im November 2010 – war es uns (vor allem auch dank einer Zustiftung der Schülerinnen und Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule in Eltville über 8.425 €uro) möglich, die Stiftung aus der Treuhänderschaft zu entlassen und als rechtsfähige Stiftung neu zu gründen, was ja von jeher das Ziel gewesen war.

Die Stiftung Zukunft schenken! Jean-Dominique Risch stellt heute für den Rheingau und für viele Menschen einen unverzichtbaren sozialen Mehrwert dar. Das macht mich unglaublich froh.

Die Stiftung und ich persönlich durften seither einige sehr ehrenvolle Auszeichnungen für unsere Arbeit entgegennehmen. Auch darauf bin ich stolz. Und schließlich hat die Stiftung viele Menschen zusammengeführt. Diesen Menschen – unseren Förderinnen und Förderern, unseren Partnern, Freundinnen und Freunden – IHNEN ALLEN sage ich zusammen mit Elvira Mehrlein und meiner Frau, Tanja Risch von ganzem Herzen: DANKESCHÖN.

Herzliche Grüße, Winkel am 1. Juli 2024
Jean-Dominique Risch